Hüftgelenk - Dreh- und Angelpunkt

Das Hüftgelenk – Dreh- und Angelpunkt der Aufrichtung und des Gehens

Das Hüftgelenk ist der Dreh- und Angelpunkt unserer Aufrichtung zum stehenden und gehenden Menschen. Ich möchte Ihnen in diesem Artikel die wichtigen Funktionen und Aufgaben des Hüftgelenks erläutern. In der Fuß-Schule München können Sie dazu nach dem Besuch unseres Basiskurses oder dreier Einzeltherapiestunden auch ein Tagesseminar besuchen, Informationen dazu sh. hier unter »  Aufbaukurse

Die Aufrichtung des Menschen

Wir beginnen uns im Alter von etwa 9 – 12 Monaten auf die eigenen Füße zu stellen. Diese Aufrichtung zum stehenden Menschen erfolgt in unserem Hüftgelenk. Es befindet sich in der Mitte der Leiste und wird vom oberen kugeligen Ende unseres Oberschenkelknochens und dem Hüftbein gebildet. Das linke und das rechte Hüftbein bilden zusammen mit dem Kreuzbein unser Becken. Bis zum 8. Lebensjahr sollten wir beim Stehen durch die Streckfähigkeit des Hüftgelenkes ohne eine große muskuläre Anstrengung eine waagerechte Position unseres Beckens erreichen.


Waagerechte Position des Beckens

Die Streckfähigkeit des Hüftgelenks beim Gehen

Beim Gehen bewegt sich unser Körper mit dem Becken als Zentrum über dem stehenden Fuß nach vorne. Dazu ist eine Streckfähigkeit des Gelenks von 10 – 20 Grad nach hinten über die waagerechte Position hinaus ideal. Kann sich das Bein nach hinten strecken können wir eine größere Dynamik nach vorn entwickeln. Das ist vor allem für Menschen in allen Laufsportarten eine wichtige Voraussetzung.

Beinstreckung
Beachten Sie im Bild die Streckung des hinteren Beins durch den Schritt nach vorne

Das Kraftzentrum unseres Körpers beim Gehen

Mächtigen Muskeln umgeben das Hüftgelenk und das Becken dient mit Bauch und Po als Kraftzentrum unseres Körpers beim Gehen. Leider gelingt die vollständige Aufrichtung des Beckens im Hüftgelenk bis zum erwachsenen Alter oft nicht vollständig. Durch die Kippung des Beckens nach vorne unten entsteht ein Hohlkreuz, da die bewegliche Wirbelsäule durch eine Verstärkung des Bogens im unteren Rücken uns die Aufrichtung unseres Oberkörpers mit dem Kopf ermöglicht. Der Bauch ist dann nach vorne gewölbt und beim Gehen nur von geringer Aktivität, eher ein unnötiger Ballast.

Hohlkreuz
Hohlkreuz

Oder die rückseitige Muskulatur steht zu sehr unter Spannung. Auch dies kann unsere Aufrichtung ins Lot der Schwerkraft verhindern und es fehlt dadurch der rechte Schwung für unser Spielbein beim Gehen.

Mangelnde Aufrichtung
Mangelnde Aufrichtung

Es ist ein größerer Kraftaufwand vonnöten. Die Aufrichtung und die dreidimensionale Beweglichkeit des Hüftgelenks und damit die entspannte und lockere Bewegung aus der Körpermitte, sorgt jedoch für Bewegungsausdruck und Qualität des aufrechten Ganges jedes Menschen.

Das Gehen auf zwei Beinen

Um das Vorangegangenen noch besser zu verstehen, erkläre ich Ihnen jetzt das biomechanisch knifflige Problem des Gehens auf zwei Beinen noch einmal aus einer anderen Sicht. Nachdem sich der Mensch durch die Streckfähigkeit des Hüftgelenkes vom Vierfüßler aufgerichtet hat, stellen sich vielfältige Probleme. Beim Stehen auf zwei Beinen befindet sich der Schwerpunkt des Körpers in der Mitte zwischen beiden Füßen. Zum Gehen müssen wir aber einen Fuß anheben. Wir stehen dann für einen kurzen Moment nur auf einem Bein. Das Zentrum der Balance bildet dabei der runde Kopf des Hüftgelenkes. Dies befindet sich aber nicht mehr in der Mitte unter dem Körperlot. Nur etwa ein Drittel des darüber gelegenen Körpers befinden sich noch über dem Hüftgelenk. Deshalb können wir beim Anheben eines Fußes leicht aus dem Gleichgewicht kommen.

Blick von oben
Der Blick auf das Problem mit dem Gleichgewicht von oben.

Standbein
Nur etwa ein Drittel des Körpers befinden sich beim Gehen durch den Schritt nach vorne über dem Standbein.

Wie können wir dieses Problem lösen? Bei einer hohen Qualität des Ganges verwenden wir einen einfachen Trick: Die landende Beckenseite mit dem sich streckenden Standbein dreht bei gleichzeitiger Streckung im Hüftgelenk zurück, die gegenüberliegende Beckenseite mit dem Spielbein dreht bei gleichzeitiger zunehmender Beugung von Hüft- und Kniegelenk nach vorn. Sie können sich die Bewegung Ihrer Beine als Pendelbewegung vorstellen. Ihr Becken dient als Drehverbindung zwischen beiden Pendeln. Sie kennen diese Bewegung auch von Ihren Armen. Das Armpendel entsteht durch die Drehbewegung des Brustkorbs. Die Drehbewegung des Brustkorbs und die Drehbewegung von Bauch und Becken laufen über Kreuz. Deshalb bezeichnen wir unseren menschlichen Gang als Kreuzgang, im Gegensatz zum Passgang bei dem Arm und Beine der gleichen Seite gleichzeitig nach vorne und hinten schwingen. Die beiden Beine schwingen dabei geradeaus. Um dies gewährleisten zu können ist eine Innen- und Außenrotationsfähigkeit im Hüftgelenk wichtig.

Kreuzgang
Kreuzgang

Verschraubung
Verschraubung

Die Richtung des Knies und die Balance auf dem Standbein

Stehen Sie auf und gehen Sie ein paar Schritte. Legen Sie Ihre Hände auf den Po. Sie spüren die Anspannung der Muskulatur auf der Standbeinseite und die Entspannung auf der Spielbeinseite.


Beinmuskulatur (Bildnachweis © CAT PRODUCTION GmbH)

Die Muskeln (v. a. M.Iliopsoas), die Ihr Bein und damit Ihr Knie in der Spielbeinphase nach vorne oben bewegen und in der Standbeinphase ausreichend dehnbar sein sollten, reichen bis durch Ihren Bauchraum hindurch, zur 12 Rippe und den Vorderseiten Ihrer Lendenwirbel:

Beckenmuskulatur
Im Bild sehen Sie im Bauchraum den rechten Hüftbeuger. Die Hüftbeuger beider Seiten bilden eine funktionelle Einheit mit Bauch- und Oberschenkelmuskulatur und sind Teil des Beins. (Bildnachweis © CAT PRODUCTION GmbH)

Das Zusammenspiel von Oberschenkel-, Bauch- und Beckenmuskulatur sorgt für die Balance in Ihrem Hüftgelenk. Von dort wird Ihr Oberschenkel gesteuert und damit die Richtung Ihres Knies. Für die Hebelfunktion des Knies sollte es gerade nach vorne zeigen.

Hüft-und Kniegelenk
Im Bild die Zusammenarbeit von Hüft- und Kniegelenk (Bildnachweis © CAT PRODUCTION GmbH)

Fazit

Ich hoffe, ich konnte Ihnen einen guten Eindruck der Aufgabenstellung für das Hüftgelenk vermitteln. Sollten bei Ihnen Krankheitsbilder der Füße und Knie, der Hüftgelenke oder der Wirbelsäule auftreten, nehmen diese oft ihren Ausgangspunkt in der unvollständigen Aufrichtung im Hüftgelenk, der mangelnden Streck- und Rotationsfähigkeit oder einer stark gespannten und unbeweglichen Beckenmuskulatur. An diesen Themen arbeiten wir mit Ihnen in der Einzeltherapie der Fuß-Schule München. Nehmen Sie einfach » Kontakt mit uns auf.

Mit herzlichen Grüßen
Thomas Rogall